Orgelbaumuseum Schloss Hanstein - Ostheim v. d. Rhön

Orgelbau und Orgelmusik - Immaterielles Kulturerbe der UNESCO seit 2017

Als direkte Vorläufer des Harmoniums werden Instrumente mit Namen Aeoline und Physharmonika gesehen. Der eigentliche Erfinder dieser Instrumente ist Bernhard Eschenbach (Bad Königshofen/Grabfeld), auch wenn der Wiener Anton Häckl im Jahr 1821 auf seine Physharmonika ein Patent erhielt und sich selbst als Erfinder dieses Systems bezeichnete. Zusammen mit seinem Cousin Johann Caspar Schlimbach entwickelte Eschenbach um 1810 die Aeoline „nach Anleitung des Wortes Violine“. Die Stimmplatten mit ihren Zungen (Federn) waren damals wie Maultrommeln gefertigt. Rahmen und Zunge waren aus Stahl. Der Rahmen war U-förmig und die Stahlzunge war in derselben Weise, wie dies bei der Maultrommel heute noch gemacht wird, am Rahmen befestigt. Die Stimmplatten wurden direkt in die Tonkanzelle der Windkammer mit Pech und Bienenwachs geklebt. Mit zwei Schöpfpedalen, einer Tastatur von vier bis fünf Oktaven Umfang wird hier in der Regel nur eine Reihe durchschlagender Zungen zum Klingen gebracht. Eschenbach stellte jedoch nie einen Antrag für ein Patent auf seine Erfindung, teilte jedoch sein Wissen mit anderen Instrumentenbauern wie z. B. Carl Friedrich Voit (Schweinfurt) der dann das Aeolodikon entwickelte. Erst 1905 wurde in einem Artikel der „Zeitschrift für Instrumentenbau“ klargestellt, dass Eschenbach als der wahre Erfinder des Harmoniums anzusehen sei.
Ebenfalls 1810 stellte auch Gabriel Josef Grenié ein verhältnismäßig großes Instrument vor, das er „Orgue expressif“ nannte. Dieses regte die weitere Entwicklung in Frankreich an. 1842 ließ sich Alexandre-François Debain das „Harmonium" patentieren.
Debain´s Harmonium war ein Druckwindinstrument, welche bis in die 1870er-Jahre die Harmoniumlandschaft dominierten, wie auch die Instrumente von Constant Busson, der seine Fabrik 1835 in Paris gründete und dort neben Akkordeons auch Harmonien baute. Das hier gezeigte Instrument ist ein selbstspielendes Harmonium und funktioniert als normales Harmonium mit 4 1/2 Zungenreihen oder als selbstspielendes Harmonium durch Drehen einer Kurbel, wodurch eine große Walze mit Metallstiften bewegt wird. Zum Instrument gehören insgesamt 5 große Walzen, die man austauschen kann - je nach Musikgeschmack und Musikwunsch, u. a. eine längere Ouvertüre aus beliebten Opern/Operetten der Zeit und verschiedene 1-minütige Stücke z. B. Nationalhymnen und Tanzmusik.

Klangbeispiel

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