Orgelbaumuseum Schloss Hanstein - Ostheim v. d. Rhön

Orgelbau und Orgelmusik - Immaterielles Kulturerbe der UNESCO seit 2017

Mehr als 400 Jahre Orgelbautradition in Ostheim vor der Rhön

Der Orgelbau blickt in Ostheim v.d. Rhön auf eine über 400-jährige Tradition zurück. Die Ostheimer Bürger schenkten in der Vergangenheit nicht nur ihrer Kirchenorgel große Aufmerksamkeit – immerhin leisteten sie sich zwischen 1619 und 1738 vier komplette Neubauten.
Im Ort selbst arbeiteten namhafte Orgelbaumeister, wie Andreas WeißJohann Christoph Hart, Johann Ernst DöringJohann Georg Markert oder die Brüder Otto und Louis Hoffmann. Die Gründung des heute noch unter dem Namen Hoffman & Schindler bestehenden Orgelbaubetriebes Hoffmann erfolgte vor fast 170 Jahren. Die Ergebnisse ihrer Arbeit finden sich bis heute nicht nur in der Region, Orgeln aus Ostheimer Produktion sind in ganz Deutschland verbreitet!

Das seit fast 30 Jahren bestehende Orgelbaumuseum ist Teil dieser prägenden Tradition in Ostheim.

Frühe Orgelbauer in Ostheim

Die Tradition des Ostheimer Orgelbaus beginnt noch in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit „dem erbaren und kunstreichen“ Orgelmacher Andreas Weiß (1596-1670) aus Hessen. Während er im Jahr 1619 für die soeben fertig gestellte neue evangelische Kirche St. Michael eine Orgel baute, lernte er Katharina Götz, die Tochter des damaligen Pfarrers, kennen. Die beiden heirateten am 21. Mai 1625 in Ostheim. Andreas Weiß baute später unter anderem Orgeln in Münnerstadt, Themar und Clausthal.

Johann Christoph Hart (1641-1719) kam in Ostheim zur Welt. Ab dem Jahr 1670 ist er als Schulmeister, Organist und Gastwirt in Kaltensundheim und Kaltenwestheim nachweisbar. Darüber hinaus trat er jedoch auch als Orgelbauer in Erscheinung und zeichnete etwa für die Kirchenorgel in Kaltensundheim und Hartershausen verantwortlich. 1687 betraute ihn die Stadt Ostheim mit dem Bau einer neuen Orgel für St. Michael.

Johann Ernst Döring (1704-1787) stammte aus dem sächsischen Voigtstetten. Seine Ausbildung absolvierte er in Erfurt und Römhild. Nach Wanderjahren und Prüfung ließ sich der „privilegierte sächsische Orgelmacher“ 1735 in Ostheim nieder. Bereits zwei Jahre später beauftragte die Stadt auch den Orgelbauer Döring mit einer neuen Orgel für St. Michael. Er schuf die heute noch erhaltene Barockorgel. 17 weitere Orgeln in der näheren Umgebung lassen sich auf Johann Ernst Döring zurückführen, darunter die Orgeln in Bettenhausen, Völkershausen und Oberwaldbehrungen. 

Der Bäckerssohn Johann Georg Schenk (1758-1825) erlernte das Orgelbauerhandwerk bei Voit in Schweinfurt und Andreas Stein in Augsburg. Er arbeitete später als Orgel- und Klavierbauer in Weimar. 1787 reparierte er die Ostheimer Orgel in St. Michael.

Markert/Hoffmann (Familie)

Die jetzt als »Orgelbau Hoffmann & Schindler« firmierende Orgelbauwerkstatt in Ostheim v.d. Rhön, geht auf die seit dem späten 18. Jahrhundert dort tätige Familie Markert zurück. Johann Georg Markert I. (1781-1853) wirkte als Schreiner und Orgelbauer; ein 1806 von ihm gebautes Pedalclavichord steht im Bachhaus Eisenach.

Sein Sohn Johann Georg Markert (1813-1891) lernte und arbeitete 1835–1844 bei Hartmann Bernhard/Romrod, danach wanderte er u.a. über Wien, Prag, Dresden und Weimar und war 1841–1845 wohl bei Friedrich Krebaum in Eschwege.

Seit 1844 bemühte er sich um die Approbation als Orgelbauer in Ostheim im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Die Werkstattgründung in Ostheim erfolgte spätestens 1847 mit dem Auftrag zum Umbau der Döring-Orgel von 1738 in der Stadtkirche St. Michael, der 1848 abgeschlossen wurde.

Es kam zur Zusammenarbeit u.a. mit Johann Gottlob Töpfer und Alexander Wilhelm Gottschalg. Markerts Sohn und Schüler Otto Reinhold Markert (1860-1944) arbeitete bei Adam Eifert, übernahm die Werkstatt 1886 und führte die mechanische Kegellade ein.

Seine Nachfolger wurden nach 1945 die Enkel Louis Hoffmann (1906-1965 ebd.) und Otto Hoffmann (1913-2004), wobei letzterer den Betrieb ab 1965 alleine führte. Zunächst baute er Orgeln mit elektrischen Kegelladen, seit den 1960er Jahren mechanische Schleifladen.

Von 1985 bis März 2010 wurde die Werkstatt von seinen Söhnen Horst Hoffmann (1944-) – und Günter Hoffmann (1947-) geführt, die sich auch mit Restaurierungen profilierten. 1993 wurde das Orgelmuseum Schloß Hanstein, Ostheim v.d. Rhön, gegründet. Ein ganz besonderer Höhepunkt Ihrer Arbeit war die Rekonstruktion der Bachorgel in Arnstadt.

Seit April 2010 ist die Firma im Besitz von  OBM Günter Hoffmann (1947-) und OBM Christoph Schindler (1963-) dem langjährigen Mitarbeiter und Intonateur der Firma. Das mit Günter Hoffmanns Sohn Tobias in der 7. Generation bestehende Unternehmen setzt die über 400 jährige Orgelbautradition in Ostheim fort.

Seit 1874 vertritt neben der Werkstätte Hoffmann auch die Firma Hey aus Urspringen den Rhöner Orgelbau. Durch die Eingemeindung von Urspringen nach Ostheim, sind beide Orgelbaubetriebe heute sogar in derselben Stadt ansässig.

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